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CODEX VATICANUS UND CODEX SINAITICUS

Textus Vaticanus :

 

Der Textus Vaticanus wurde auf Tierhaut/Pergament geschrieben und war zum Zeitpunkt seines Auffindens, trotz seines hohen Alters (4.Jhd), in einem ausgezeichneten Zustand. Gefunden worden sein soll er 1481 in der vatikanischen Bibliothek, und zwar unter Papst Nicholas V, die genaue Herkunft ist jedoch unbekannt. 

 

Obwohl der Erhaltungszustand hervorragend ist, fehlen dennoch 1.Mose 1:1 bis 46:28, Psalm 106-138, Matthäus 16:2-3, die paulinischen Pastoralbriefe, Hebräer 9:14 bis 13:25 und das gesamte Buch der Offenbarung.

 

 

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Der Codex Vaticanus gilt als einer der besten Textzeugen der Septuaginta, der griechischen Abschrift der AT Schriften; ca 250 v.Chr. Diese diente als Vorlage für die Vulgata, die lateinische Ausgabe der Bibel, und somit auch der katholischen Bibel.

 

Hier in alle Details einzugehen würde den Rahmen sprengen. Ich möchte deshalb nur kurz auf die hauptsächlichen Unterschiede des Codex Vaticanus, und später auch des Codex Sinaiaticus, im Bezug auf den Mehrheitstext eingehen. Der Mehrheitstext ist die Zusammenfassung aller vorhanden Schriften des Neuen Testaments deren Text weitgehend identisch ist. Diese angedeuteten Unterschiede sind der Hauptgrund, weshalb wir heutzutage zwei voneinander abweichende Bibelfassungen, mit unterschiedlicher Länge im Text des NT, auf dem Markt haben. Dieser Umstand ist bei Wikipedia und den meisten Webseiten über diese Kodexe kein Thema. Deshalb möchte ich hier darauf eingehen.

 

 

Sprachgelehrte stellten fest, dass der Vaticanus in klassischem und platonic Griechisch und nicht in Koine Griechisch des Neuen Testaments geschrieben wurde. Codicologisten merken auch an, dass der Vaticanus auf Vellom Rollen (Haut von Tieren als Todgeburt oder die noch nicht geboren wurden) geschrieben wurde und nicht auf Papyrus Codice wie es unter den “frühen Christen” verwendet wurde. Der Vaticanus lässt wichtige Teile des Markus und Lukas Evangeliums aus. Theologen fragen sich auch, weshalb er für 1300 Jahre nicht in Verwendung war, um dann “plötzlich” 1481 im Vatikan aufgefunden wurde.

 

 

Die allgemein, heutzutage kritischen Textteile betreffen das Ende des Markusevangeliums, nämlich Markus 16:9-14, sowie im Johannesevangelium Kapitel 8:3-11, die Erzählung der Begegnung Jesus mit der Ehebrecherin. In der Textkritik wird argumentiert, dass diese Texte nicht in den ältesten / besten Abschriften zu finden sind. Deshalb setzte sich die Meinung weitgehen durch, diese Textabschnitte anzuzweifeln. Mit den ältesten / besten Abschriften meint man eben hauptsächlich den Codex Vaticanus und Codex Sinaiticus da diese beiden Abschnitte in beiden Kodexen nicht zu finden sind. Das ist allerdings nur ein Teil der Wahrheit.

Wie ist der Text im Codex Vaticanus aufgebaut? Jede Seite ist in drei Kolumnen/Spalten eingeteilt die jedoch unterschiedliche Länge haben können. An den beiden Beispielen sehen wir links das Ende von Maleachi und der Beginn von Jesaja (Unsere heutigen Bibelausgaben setzen Maleachi meist an das Ende des AT.) Üblicher Weise verwendet der Schreiber die gesamte Kolumne für den Text. Beginnt er ein neues Buch, fängt er dieses in der nächsten, freien Kolumne an; wie hier an diesem Beispiel.

 

Rechter Seite sehen wir das Ende von Lukas und den Beginn von Johannes. Hier gibt es keinen leeren Platz. Das neue Buch wird direkt angeschlossen.

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Normalerweise, wie wir an den oberen beiden Beispielen sehen, wird in diesem Codex immer die nächste, freie Kolumne für das nächste Evangelium/den nächsten Brief verwendet. Hier, bei Markus 16, ist die Ausnahme; es wurden 1 1/4 Kolumnen freigelassen.

 

Dieser Umstand lässt darauf schließen, dass dem Verfasser der Abschrift das lange Ende von Markus bekannt war, er hat ihn jedoch, aus uns nicht bekannten Gründen, nicht niedergeschrieben. Offensichtlich wurde der Platz jedoch freigehalten, womöglich um den Text später einzufügen. Würde man den Text im gleichen Schreibstil fortführen, würde Markus 16:9-14 perfekt passen.

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Im Text des neuen Testaments findet man an manchen Stellen sogenannte "umlauts. Das sind Punkte, die mit derselben Tinte wie der eigentliche Text geschrieben wurden. Diese Punkte, am Rande des Textes, weisen auf Textvarianten oder Auslassungen hin. In unserem angeführten Fall geben sie den Hinweis auf eine Wortverwechslung in der 1. und 2. Zeile sowie das Auslassen der Geschichte mit der Ehebrecherin an.

 

Auch hier kann man das Argument geltend machen, dass dem Verfasser die Erzählung mit der Ehebrecherin bekannt war und womöglich auch der Text vorhanden war. Aus uns unbekannten Gründen hat der Schreiber jedoch den Text nicht eingefügt, sondern nur die Anmerkung hinterlassen, dass es diesen Text gibt.

 

In beiden Fällen, sowohl beim Ende von Markus als auch bei der Erzählung mit der Ehebrecherin, gilt das Argument nur bedingt, dass der Text nicht vorhanden ist. Der Text war dem Schreiber bekannt, er wurde aber aus unbekannten Gründen nicht niedergeschrieben. 

 

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Der Gebrauch moderner Technologie zeigt, dass der Vaticanus Text von mindestens 2 Schreibern niedergeschrieben wurde, wobei das NT nur von einem Schreiber geschrieben wurde; Der Text wurde etwa im 12. Jhd. nachgezogen und fehlende Stellen ergänzt.

 

Der Vaticanus stimmt mit dem Textus Receptus nur zu etwa 50% überein. Er unterscheidet sich vom Griechischen Mehrheitstext an beinahe 8000 Stellen; das gibt etwa 1 Änderung pro Vers. Dazu lässt er alleine im NT 237 Worte, 452 Satzteile sowie 748 ganze Sätze aus. 100te von späteren Manuskripten stimmen jedoch miteinander überein, indem dieselben Worte, Satzteile und Sätze an den gleichen Stellen zu finden sind. Er fügt etwa 500 Worte hinzu, verändert oder ersetzt nahezu 2000 und verändert die Wortstellung an etwa 2000 Stellen. Er enthäIt etwa 600 Stellen die in keinem anderen Manuskript vorkommen; dass sind etwa 1000 Worte.

(Quelle: Let's Weight the Evidence, Barry Burton, 1983, Seite 60/61)

 

In diesem Zusammenhang ist auch das nächste Bild sehr interessant. 

 

 

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Der Textus Vaticanus war auch den Übersetzern der King James Bibel bekannt, wurde jedoch als nicht vertrauenswürdig abgelehnt. Der Textus Vaticanus beinhaltet auch die Apokryphen der katholischen Bibel.

 

Mehr Informationen über diesen Codex können sie unter Wikipedia nachsehen.

 

 

 

 

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Textus Sinaiticus :

 

Der Textus Sinaiticus wurde 1844 von Lobegott Friedrich Konstantin von Tischendorf in einer Mülltonne im Katharinenkloster auf der Sinaihalbinsel gefunden, dessen Inhalt eigentlich verbrannt werden sollte. Der Fund beinhaltet beinahe das gesamte NT sowie zwei weitere Bücher die dem NT am Ende zugefügt sind: "Hirten des Hermes" sowie "Epistel des Barnabas". Die Herstellung wird in das 4.Jhd. datiert. Die "Epistel des Barnabas" darf nicht mit dem "Barnabasevangelium" verwechselt werden. (Barnabasevangelium)

 

 

Eine Untersuchung des Manuskripts von John Burgon zeigt, wie wenig vertrauenswürdig diese Abschrift ist. An vielen Stellen wurden Buchstaben, Worte oder sogar ganze Sätze zweimal überschrieben oder begonnen und sofort wieder entfernt.

Tischendorf selbst schrieb, dass es beinahe auf jeder Seite Korrekturen gibt die von bis zu 10 Schreibern durchgeführt wurden. Einige dieser Korrekturen wurden bereits bei der Herstellung gemacht, wobei andere erst im 6. oder 7. Jahrhundert durchgeführt wurden.

 (Quelle: Let's Weight the Evidence, Barry Burton, 1983, Seite 60/61)

 

 

 

Wie auch beim Vaticanus Text fehlt vor allem das Ende von Markus 16, Verse 9-14. Auffällig hierbei ist, dass von Markus 15:54b bis Lukas 1:56a beim Sinaiticus ein anderer Schreiber der Textverfasser ist. Ebenso fehlt die Geschichte mit der Ehebrecherin in Johannes 8:3-11 (beim Sinaiticus bereits vom Kapitel 7:53). Unter anderem ist in Matthäus das Vater unser gekürzt wiedergegeben und bei Matthäus 24:36 der Text "noch der Sohn" hinzugefügt.

Gleich wie im Codex Vaticanus wird auch hier, im Codex Sinaiticus, die Stelle für das Ende von Markus 16 freigelassen. Bemerkenswert ist hier, dass die 759 vorhergegangenen Seiten vollständig beschrieben wurden; erst hier gibt es die erste unbeschriebene Stelle.

 

Auch hier bleibt die Frage offen, weshalb der Verfasser das Ende von Markus 16 nicht niedergeschrieben und stattdessen den Platz freigelassen hat.

 

Diese Merkwürdigkeit wird in der modernen Bibelkritik aufgenommen und derart interpretiert, dass diese Textstelle nicht ursprünglich ist, sondern nachträglich hinzugefügt wurde.

 

 

 

Genauso verhält es sich auch mit dem Johannesevangelium und der Erzählung mit der Ehebrecherin. Ähnlich wie im Codex Vaticanus wird auch hier durch das Einfügen von Punkten auf das Fehlen von Textstellen hingewiesen. Hier allerdings im Text selbst und nicht daneben.

 

Sehen wir uns die besagte Stelle im Johannesevangelium an.

 

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Auch in einem anderen Manuskript, dem "Papyrus 66", der das Johannesevangelium als Inhalt hat und eines der ältesten neutestamentlichen Handschriften ist die wir bisher kennen (ca.200 n.Chr.), wird die Erzählung nicht angeführt.

 

Gleich wie bei den beiden großen Kodexen wird jedoch auch hier mit dem Punkt im Text das Auslassen der Geschichte angezeigt.

 

 

 

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Der Sinaiticus wurde von drei Schreibern so schlecht bearbeitet, dass sieben verschiedene Handschriften mit “Textverbesserungen” unterschieden werden können, wobei diese versuchten ihre individuelle Sichtweise in das bereits korrumpierte Manuskript einzubringen. Auf Grund seiner offensichtlichen Auslassungen und Veränderungen wanderte er in den Müll des Klosters wo er von Tischendorf gefunden wurde. Der Fund wurde von 1859-1933 von der Russischen Regierung aufbewahrt um ihn danach dem Britischen Museum zu verkaufen. Deutschland und Russland haben nach wie vor geringe Teile davon.

 

Hier ist ein Beispiel, wie die Seiten bearbeitet wurden.

Es gibt ca. 9000 Veränderungen im NT gegenüber dem Mehrheitstext; das sind etwa ein Unterschied pro Vers. Er lässt ca. 4000 Wörter der Evangelien aus, fügt ca. 1000 hinzu; er stellt ca. 2000 um und verändert weitere ca. 1000 Worte. Er hat etwa 1500 Stellen die in keinem anderen Manuskript vorkommen. Das betrifft etwa 3000 Worte.

 

Nicht nur dass der Sinaiticus und Vaticanus mit der Mehrheit der Manuskripte in Unstimmigkeit sind, so stimmen sie auch untereinander nicht überein. Die ca. 8000 Veränderungen im Vaticanus und die ca. 9000 Veränderungen im Sinaiticus sind nicht dieselben Veränderungen. Zählt man die Änderungen zusammen, dann unterscheiden sie sich vom Mehrheitstext an ca. 13 000 Stellen. Das sind 2 Veränderungen pro Vers. Zusammen lassen sie etwa 4000 Wörter aus, fügen etwa 2000 hinzu, verändern die Wortstellung an ca. 3500 Stellen und modifizieren ca.2000 Wörter.

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